Die Reise nach Tirana und die Eisenbahn


Nachdem das mit den Finanzen erledigt war begaben wir uns abermals auf den Pass in Richtung Tirana. Auf einer sehr gut ausgebauten Straße ging das Ganze komfortabel vonstatten, so dass auch noch Zeit zum Schauen blieb.
Dem Eisenbahnfreund in mir ist sofort aufgefallen, dass parallel eine Eisenbahntrasse verlief. In der Tat begleitete uns die Strecke Pogradec, Elbasan, Tirana, Durres häufig auf gleicher Höhe.
Leider wurde diese vor circa 2 Jahren eingestellt. Da die Eisenbahnlinie immer wieder neben der Straße auftauchte, eine Eisenbahn aber lange nicht die Steigungen überwinden kann, die ein Kraftfahrzeug hinbekommt, liegt der Verdacht nahe, dass häufige Spitzkehren in den Polis Bergen vorhanden sein müssten, die wir jedoch nicht sehen konnten.
Es blieb ungterwegs sogar noch Zeit, das Auto durch eine „Waschanlage“ zu schicken.
Nach einer längeren Fahrt erreichten wir Sie dann die Hauptstadt Albaniens Tirana. Welch ein Schock; die Straßen voll bis zum Anschlag; Staus ohne Ende; Hupen und drängeln. Obwohl eigentlich gar kein Drängeln möglich war, denn die Straßen waren ziemlich verstopft. Dennoch schafften es immer wieder Fahrzeuge, die Spur zu wechseln. Natürlich immer unter lautem Gehupe.
Wir hatten Glück, fanden auf Anhieb unser neue Unterkunft und hatten einen sicheren Parkplatz, den wir aus dem 8. Stock unserer Unterkunft sehen können.

Tirana, die Hauptstadt

Tirana ist Albaniens Hauptstadt und mit 600.000 Einwohner*innen mit Sicherheit die größte Stadt in ganz Albanien. Und das macht sich bemerkbar, hier gibt es sehr viele fertige und im Bau befindliche Hochhäuser. Für uns war es nicht zu erkennen ob diese Hochhäuser einmal Hotels, Gewerberäume oder Wohnraum werden sollen.
Tirana befindet sich außer Sonntags im Zustand eines ständigen Verkehrsinfarkts. Es wird immer gehupt, gedrängelt, die Spur gewechselt. Obwohl letzteres fast unmöglich erscheint, denn selten ist der Verkehr im Fluss. Obwohl die Polizei fast immer präsent ist, ist das Parken in zweiter und dritter Reihe die Ursache manch eindrucksvollen Staus. Wenn du in deiner näheren Umgebung das Geräusch einer heiseren Kuh oder Elches vernimmst, so sei vorsichtig, denn das ist ein deutliches Zeichen, dass der Besatzung eines Polizeiautos etwas nicht gefällt.
Der ÖPNV scheint nur aus Bussen zu bestehen. Hier finden wir eine reichhaltige Palette. Ich war einmal Fahrgast eines im Jahre 2016 in Rouen (Frankreich) ausgemusterten Busses. Alle Schilder in Französisch, sogar die Werbung für ein Festival war noch vorhanden.
Es gibt auch 25 Meter lange Flexibusse. Hier ziehe ich den Hut vor den Fahrer*innen, denn mit einem 25 Meterbus durch Tirana zu fahren, ist absolute Kunst.
Für umgerechnet 40 Cent (40 LEK) fährt Dich der mit Fahrer und Schaffner versehene Bus durch die City. Das Personal ist in der Regel ausgesprochen freundlich.
Es sieht sehr danach aus, als würde in dieser Stadt voll auf die Straße gesetzt. Es ist zwar von Plänen einer Straßenbahn zu lesen, aber das sind Pläne. Auch eine einstmals vorhandene Eisenbahn fährt nicht mehr.
Immer wieder trifft man auf Grünanlagen, die nicht immer groß sind. Auf vielen Bänken finden wir Einwohner*innen sitzend, die sich den Geräuschen der Großstadt hingeben, mit anderen erzählen oder einfach nur ein kleines Nickerchen machen.
Tirana ist die Stadt des Hundeverbots. Du hast keine Chance mit einem Hund in einem öffentlichen Verkehrsmittel zu fahren. In öffentlichen Gebäuden und Museen sind Hunde nicht gestattet. Sogar in einer Einkaufsgalerie kam uns, da wir das Schild leider übersehen hatten, ein aufgeregter Wachmann entgegen und verwies uns des Hauses.
Mit Hund zu speisen funktioniert nur, wenn ein Biergarten vorhanden ist, ins Lokal kommst Du nicht rein.
Je nach dem Stand der Sonne ruft der Muezzin fünfmal täglich zum Gebet, während unseres Aufenthaltes begann das Wecken gegen 4 Uhr am Morgen.

Bunk’Art 1

Da wir bemerkt haben, dass der Verkehr in Tirana eher zähflüssig ist und für uns bestenfalls als „Gewöhnungsbedürftig“ anzusehen ist, lassen wir besser andere für uns fahren.
Schnappen wir uns also den „Porcelan“ Bus, von blauer Farbe fährt er uns für 40 LEK von der Turmuhr in der Nähe des Skanderbergdenkmals bis fast vor die Haustür des Bunk’Art1. Dieser Bus ist immer voll, ein Sitzplatz Glückssache. Da ich auf der falschen Seite der Straße eingestiegen bin, hatte ich Glück, denn an der nächsten Station drehte der Bus, es verließen viele Busfahrende denselben und auf diese Tour ergatterte ich einen Sitzplatz.
Von Stau zu Stau brachte mich der Bus fast vor den Eingang. Ein wenig Bergauf, dann links in einen Tunnel, das Ticket lösen und dann noch mal 200 Meter bergauf in sehr warmer Umgebungstemperatur. Der Eintritt in den Bunker ist dann wie eine Erlösung, ein kühles Lüftchen empfängt mich.
Am 22. November 2014 wurde dieser Bunker eröffnet. Er ist einer von 200.000 albanischen Bunkern, die Enver Hoxha zwischen 1972 und 1984 hat erbauen lassen. Die Bunker sollten das Land im Falle eines Angriffes durch ausländische Truppen schützen. Unser Bunker hier wurde als Schutzort für die oberste Staatsführung gebaut. Es sind Räume zu sehen, in denen die Staatsoberhäupter im Falle eines Atomkrieges hätten Leben sollen.
In anderen Räumen wird die albanische Geschichte und das Alltagsleben der Bevölkerung erzählt. Der Darstellung des Widerstandes wird viel Platz eingeräumt. Teile eines abgestürzten Flugzeuges werden gezeigt, ein Film zeigt die weitere Verwendung von Teilen des Wracks.
Es ist sogar ein Kinosaal zu sehen, ob der aus der zeit damals war oder neu eingerichtet wurde?
Es ist schwierig, das alles zu verdauen, was Albanien in der Vergangenheit angetan wurde.
Nach guten zwei Stunden reichte es dann auch, und ich war froh, wieder die Sonne zu sehen.

Color Day Festival

Den ganzen Tag wurden wir von Musik mit beachtlichen Bässen beschallt. Sogar der Muezzin wurde blass. Das Color Day Festival fand auf dem Mutter-Teresa-Platz statt. Ein aus Griechenland stammendes Sommerfest, dessen Themen Musik und Farben sind. Viele in Albanien wohl sehr bekannte Sänger*innen und DJs traten bis Mitternacht auf.
Die Menschen warfen Farben in die Luft, die das Publikum trafen. Das Motto: „Wer nicht bunter als nach dem Eintritt das Festival verlässt, war nicht da“.
Und keine Sorge, die Farben hinterlassen nach dem Waschen keine Spuren, auch nicht auf der Kleidung.
Das Abschlussfeuerwerk habe ich leider verschlafen, ein bestelltes Glas Raki zum verdauen entpuppte sich als halbgefülltes Wasserglas.

Fahrt mit uns weiter nach Shkodra

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